PROBESTUNDE
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VON ELMAR SCHULTEN
Bad Arolsen - Die Musikschule wollte in diesem Jahr eigentlich ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Doch all die vielen schönen Konzerte, die das Jubiläum begleiten sollten, können nun wegen der Corona-Auflagen nicht stattfinden. Auch die große Jubiläumsfeier mit zahlreichen Ensembles, Orchestern und externen Gästen im BAC-Theater musste abgesagt werden.
Völlig offen ist, was aus den erfolgreichen Schulprojekten wird, den Orchesterklassen an der Christian-Rauch-Schule und Musik in den Grundschulen. Zum Schuljahresbeginn ist Instrumentalunterricht nur einzeln oder mit zwei Schülern möglich. Blasinstrumente gelten offiziell als Aerosol-Schleudern und dürfen vorerst nicht im Schulensemble gespielt werden. Dabei betreibt die Musikschule einen großen Aufwand, um Instrumente, Notenständer, Türgriffe und Böden zu desinfizieren. „Es ist zum Heulen“, fasst Musikschulleiter Daniel Senft die aktuelle Situation für Schüler und Lehrer zusammen und verweist auf die langfristigen Auswirkungen: Die Schulensembles können nicht proben, nicht neu aufnehmen. Doch die Musiker geben die Hoffnung nicht auf: „Dann machen wir eben weiter mit Einzelunterricht und hoffen, dass in nicht allzu ferner Zeit auch wieder Ensembles miteinander musizieren können.“ Zum neuen Schuljahr ist der Einstieg in alle angebotenen Instrumentalfächer und zahlreiche Tanzangebote möglich. Mit allen Lehrkräften können individuelle Probestunden verabredet werden, Leihinstrumente stehen für fast alle Fächer für den Anfangsunterricht bereit. In Planung ist zudem der Beginn der Musikalischen Früherziehung und der Musikzwerge in der Musikschule.
Steigende Schülerzahlen belegen den Erfolg
Der erste Musikschulunterricht in Bad Arolsen wurde 1980 vom damaligen Vorsitzenden des Musikschulkreisverbandes, Sigfried Buda aus Bad Wildungen, auf den Weg gebracht. Engagierte Mitstreiter waren damals Sylvie und Dieter Botsch. Der Unterricht fand noch in den Räumen allgemeinbildender Schulen statt.
Daniel Senft übernahm die Schulleitung 1999 und setzte sich gleich für eigene Räume der Schule ein. Friedhelm Lange sanierte um die Jahrtausendwende die Räume in der Trompeterpassage, wo die Musikschule ein erstes Domizil fand. Als die Schülerzahlen von rund 250 Schülern auf rund 700 anstiegen, wurde der Umzug in die Rathausstraße möglich.
Hier fand die Musikschule optimale Bedingungen. Sowohl ein eigens eingerichteter Raum für Schülervorspiele und die Grundstufenkurse als auch ein optimal ausgestatteter Tanzsaal für die vielfältigen Angebote der Tanzabteilung steht dort bereit. 15 Unterrichtsräume bieten beste Rahmenbedingungen für eine Instrumentalausbildung auf nahezu allen Instrumenten. In der Musikschule unterrichten heute 25 fachlich ausgebildete Lehrkräfte.
Präsent ist die Musikschule in verschiedenen Schulen der Region. Seit dem Jahr 2000 werden die Orchesterklassen der Christian-Rauch-Schule von Lehrern der Musikschule begleitet. An der Valentin- Schule in Helsen wird das Projekt „MiG“, Musik in der Grundschule, gerne angenommen. Ein ähnliches Projekt mit dem Namen „IMU“ funktioniert an der Schule „Neuer Garten“, Musikschullehrer leiten den Chor an der Grundschule Mengeringhausen.
All diese Projekte boten in den vergangenen Jahren hunderten von Kindern die Möglichkeit, zu sozial verträglichen Konditionen ein Instrument zu erlernen.
Einzelunterricht und per Video
Musikschule reagiert auf Beschränkungen durch Corona-Gefahr
Daniel Senft leitet die Musikschule Bad Arolsen seit 1999. Der Instrumentalpädagoge gibt Unterricht im Fach Violoncello.
Neben der Gründung eines eigenen Fördervereins zur erstmaligen Bereitstellung eigener Räume lagen die Schwerpunkte seiner Arbeit zunächst bei der Planung erster Kooperationen mit Schulen. Seit dem Jahr 2000 bestehen die Orchesterklassen, weitere Projekte kamen in den Folgejahren dazu.
Durch deutlich gestiegene Schülerzahlen wurden die damaligen Räumlichkeiten in der Kaulbachstraße zu eng, ein Umzug in die heutigen Räume an der Rathausstraße wurde nötig. Um während des Corona-Lockdown wenigstens einen Teil des Unterrichts geben zu können, führte Senft Videounterricht per Internetverbindung ein. Inzwischen ist das Musikschulgebäude komplett mit WLAN ausgerüstet. Alle Lehrer können von hier aus unterrichten. Das ist auch deshalb nötig, weil das Kultusministerium wegen der Corona-Gefahr aktuell nur Einzelunterricht erlaubt.
Sorge bereitet ihm die Finanzierung der Schule. Senft: „Deutlich zu geringe Zuschüsse lassen der Schule wenig Handlungsspielraum. Neben der Problematik des ländlichen Raumes ist die Bezahlung der Lehrkräfte deutlich unter denen anderer Musikschulen. In den kommenden Jahren können verschiedene Bereiche daher nicht mehr besetzt werden.
Erfreulich sei aber die Zusage der Stadt, den Zuschuss zu erhöhen. Auch der Zuschuss des Landkreises sei hilfreich, um die Eltern von zu hohen Unterrichtskosten zu entlasten. Auf Dauer aber könne nur ein hessenweites Musikschulgesetz nach dem Vorbild des Volkshochschulgesetzes die Finanzlage der Musikschule sichern. In anderen Bundesländern sei das längst geregelt.
Do, 31. Oktober 2024
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